Auf der Suche nach dem perfekten Mixing-Bourbon erforsche ich auch gerne mal Galaxien, in denen noch nie zu vor ein Supermarktalkoholiker gewesen ist. Heute steht Larceny Small Batch auf dem Programm, der hierzulande eher selten zu finden ist. Larceny heißt übersetzt so viel wie Diebstahl und die Firma hat eine total fancy Hintergrundgeschichte darum gewebt, die keinen Schwanz interessiert. Larceny wird von Heaven Hill produziert und ist ein Wheated Bourbon. Sprich, in die Maische wird Weizen reingehauen, was den Geschmack etwas weicher und voller machen soll.

Auf Larceny bin ich über den Youtube-Kanal How To Drink gekommen, der in einem Video mehrere Bourbons blind verkostete und diesen hier vor deutlich teureren Whiskeys platziert hat. In den USA, wo der Larceny Small Batch nur rund 20 Tacken kostet, hat dieser also „Bang for your Buck“-Potenzial. Da er aber nicht in großen Mengen in unsere Gefilde exportiert wird, kostet er hier gerne mal deutlich über 30 €, was ihn mit einigen feinen Tropfen konkurrieren lässt. Checken wir also mal, wie dieser hier sich schlägt.

In der Nase

Meine Nasenhöhlen sind auf jeden Fall schonmal desinfiziert oder so fühlt es sich zumindest an. 46 % sind zwar kein Pappenstiel, aber ich kenne höherprozentige Whiskeys, die mich beim Riechtest weniger hart heulen lassen. Beim zweiten Anlauf, diesmal mit respektvoller Distanz zum Glas, erkenne ich eine sehr weiche Holznote, die eher frisch als würzig bezeichnen würde. Dazu gesellt sich eine ordentliche Portion Karamell/Toffee und ein Hauch von Aceton, der im Hintergrund schimmert.

Im Mund

Auch im Mund brennt der Larceny ganz ordentlich. Wie gesagt sind 46 % zwar nicht wenig, aber heißen noch lange nicht, dass der Sprit auch ordentlich brennen muss. Die Hauptnote ist ein mega cremiges Toffee-Aroma, das so ein bisschen an Werther’s Echte erinnert. Auch das vorhin erschnüffelte Holz ist wieder am Start und erinnert ein bisschen Sägespäne, dabei aber eher trocken als harzig. Eine Handvoll Tannine untermalen das Aromakonstrukt und geben dem Ganzen einen leicht trockenen Unterton. Der Larceny gehört aber bei weitem zu den trockensten Bourbons, die ich bisher probiert. Der erwähnte Weizenanteil kommt hier gut zur Geltung und gibt dem Whiskey einen sehr weichen Charakter mit initialem Hang zur Süße. Das ist alles in der Tat ein sehr angenehmes Geschmacksprofil, aber eben auch nicht wirklich komplex oder anspruchsvoll.

Abgang

Der Abgang ist zunächst relativ trocken, wenn die Tannine von der Zunge an den Gaumen wandern. Dort halten sie sich aber nicht lange und weichen dann einer cremigen Süße. Insgesamt also ein sehr angenehmes Trinkerlebnis für alle, die den Larceny pur probieren wollen.

Mit Wasser

Ich habe tatsächlich vergessen, den Larceny mit Wasser zu probieren, bevor die Flasche leer war. Ich überlege aber sowieso, das für die Bourbon-Kategorie wegzulassen. Bourbons sind von Natur aus keine sehr komplexen Aromakonstrukte und Wasser bringt wirklich selten irgendetwas Neues aus dem Schnaps hervor. Widmen wir uns also lieber dem Anwendungsgebiet, für das amerikanische Whiskeys wie geschaffen sind.

Im Cocktail

Ich habe den Larceny hauptsächlich für Old Fashioned und Whiskey Sour benutzt. Darin verhält er sich angenehm und unauffällig. Der Alkohol kommt auch im Gemisch stark durch, aber nicht auf eine unangenehme Weise. Der Bourbon fügt sich gut ins Aromagefüge ein und lässt sich einigermaßen gut auch als solcher herausschmecken, könnte aber für meinen Geschmack etwas mehr Kante und Durchsetzungsvermögen haben.

Fazit

Der Larceny Small Batch ist ein brauchbarer Bourbon, aber hierzulande überteuert. 25 € wären ein fairer Preis, aber tendenziell geht er für 35 über die Theke. Damit konkurriert er mit ikonischen Tropfen wie dem Wild Turkey Rare Breed oder dem Eagle Rare. Werde ich also eher nicht mehr kaufen.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten

Bewertung: 3.5 von 5.

Aufschlüsselung des Punktesystems:

0/5: Nicht für den menschlichen Verzehr geeignet
1/5: Pfui Alter, geh weg damit!
2/5: Zum Mischen mit Freeway Cola geeignet
3/5: Not great, not terrible
4/5: Solide, kann man sich zwischendurch mal gönnen
5/5: Herausragendes Geschmackserlebnis, muss man probiert haben!

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