Die Geschichte der Kampfkünste ist eine Geschichte von angesägten Holzplatten, stumpfen Messern und sich theatralisch fallenlassenden „Sparringspartnern“. Die Idee, mit der Unterrichtung in den Kampfkünsten Geld zu verdienen, ist so alt wie die Künste selbst. Deshalb sah jeder, der sich mit der Eröffnung eines Dojos ein finanzielles Standbein aufbauen wollte, einem harten und oft blutigen Konkurrenzkampf entgegen.

Im Rahmen der allgemeinen Verweichlichung hat sich das natürlich geändert. Den Konkurrenzkampf gewinnt man oft, in dem man einfach ’ne dicktittige Tusnelda mit pinken Boxhandschuhen auf ein Plakat druckt. Alte Angewohnheiten sterben jedoch nur widerwillig und so ist auch im Jahr 2021 die Welt der Kampfkünste ein wirres Geflecht aus Lügen, Showeinlagen, Abzocke und vielen willigen Trotteln, die sich darauf einlassen.
Nun haben sicherlich viele von euch treuen Lesern schon einmal mit dem Gedanken gespielt, eine Kampfkunst zu erlernen oder zumindest einen Selbstverteidigungskurs zu besuchen. Die Chance, dass ihr dabei jede Menge Bullshit aufgenommen habt, ist dabei ziemlich groß. Das Thema Selbstverteidigung lag mir schon immer sehr am Herzen und spielt auch bei der Notfallvorsorge eine wichtige Rolle. Gerade deshalb finde ich es auch wichtig, Scharlatanerie und Abzocke aufzudecken. Schnell hat man sich von eindrucksvollen Demonstrationen, Werbeversprechen oder dreisten Lügen zur Mitgliedschaft in einer schlechten Kampfkunstschule hinreißen lassen, wo man viele Jahre sinnlos verschwenden kann. Vielleicht habt ihr auch Glück und seid an eine kompetente Schule/einen kompetenten Coach geraten, nutzt eure Trainingszeit aber nicht effektiv, weil ihr falsche Vorstellungen im Kopf habt. Vielleicht ist auch gar nichts davon der Fall und ihr wollt euch nur von meinem Geschreibsel unterhalten lassen… Anyway: Das Thema Selbstverteidigung ist ein Feld, zu dem ich viel Senf hinzugeben kann, also lasst uns loslegen!

Disclaimer: Die Begriffe „Kampfsport“ und „Kampfkunst“ sind für viele Leute zwei unterschiedliche Sachen. Da ich es unangemessen finde, dem Kampfsport seine Kunst abzusprechen, verwende ich ausschließlich den Begriff Kampfkunst.
Bevor ich loslege, hier noch mein persönlicher Hintergrund, damit ihr wisst, aus wessen Feder dieser Pöbelartikel kommt. Ich habe mit zarten 17 Jahren damit begonnen, in die Kampfkünste einzusteigen. Los ging es mit zwei Jahren Aikido, das mir zu unpraktikabel und soft war. Weiter ging es mit ein paar Jährchen Wu-Shu (auch Shaolin Kung-Fu genannt), das mich sportlich und persönlich sehr gefordert und weitergebracht hat. Nach einer Phase der Motivationslosigkeit wechselte ich dann in eine Wing-Tsun Schule, welche mir eine verstümmelte Variante des Kung-Fu für geistig und körperlich Minderbemittelte als die überlegene und praktikable Kampfkunst schlechthin verkaufen wollte. Hab ich zwei Jahre lang ausgehalten, dann musste ich raus. Freunde von mir waren zu dieser Zeit in Kickboxen, MMA und Judo aktiv, so konnte ich mehr als einmal den ganzen Bullshit im Sparring testen und als wertlos entlarven. Ich bin dann also irgendwann für mehrere Jahre ins MMA gewechselt, welches ich mal mehr oder weniger motiviert verfolgt habe.

Irgendwann nahm das „weniger“ Überhand, und ich war einige Zeit inaktiv. Ab und zu habe ich mal ein paar Stündchen in diverse Sachen reingeschnuppert; zum Beispiel Sambo, Judo, Weng Chun und Jiu-Jitsu. Die Neueröffnung einer Thaibox-Schule in meiner Nähe hatte mich dann letztlich wieder gelockt und dort war ich dann auch einige Zeit am Start, bevor diese schließen musste (nicht meinetwegen, keine Sorge). Nun sind wir an einem Wendepunkt meines Lebens angekommen: Ich bin 29 Jahre alt, unzufrieden mit meinem Leben/Körper und beginne mit dem Krafttraining. Für gute drei Jahre sind also Eisengewichte sowie mein Ego meine einzigen Sparringspartner; bis eine Krav-Maga-Schule direkt hinter meinem Eisentempel eröffnet. Dem konnte ich nicht widerstehen und betreibe die israelische Kunst der Verstümmelung nun seit drei Jahren. Alles in allem bin ich also kein überragender Kämpfer, Profi oder Experte. Aber die Vielzahl an Einblicken und mein überdurchschnittlich gut funktionierendes Gehirn qualifizieren mich mehr als ausreichend, um mich über die folgenden Themen immens aufzuregen:
Keine körperliche Fitness erforderlich

Phrase Numero Uno, die sich so einige Dojos auf die Werbeflyer drucken lassen. Um eins klarzustellen: Das ist keine komplette Lüge. Aber eben auch nicht die ganze Wahrheit. Die allermeisten Kampfsportschulen werden Schüler (Kundschaft!) aller Körperformen und Farben freundlich aufnehmen und unterrichten. Natürlich hat ein unsportlicher Fetti es anfangs deutlich schwerer, mit den fitteren Trainierenden mitzuhalten. Wenn man einen Sport jedoch eine Weile betreibt, steigert sich auch – Überraschung – die körperliche Fitness. Hier sollte man allerdings klarstellen: Wer nur ein- oder zweimal die Woche eine Stunde ins Training geht, wird seinen Fitnesslevel zu Lebzeiten nicht mehr auf ein nennenswertes Niveau bringen. Und vor allem die Kampfkunstschulen, die mit dem erwähnten Statement werben, heben sich nicht wirklich durch ein körperlich forderndes Trainingsprogramm hervor. Wer für den Kampf vorbereitet sein möchte, muss jedoch einer harten Wahrheit ins Gesicht sehen: Kämpfen ist eine der anstrengendsten Tätigkeiten, die man mit dem menschlichen Körper ausüben kann. Ich behaupte einfach mal, 99 % aller Menschen sind bereits nach wenigen Sekunden Sparring oder Kampf komplett außer Puste. Die Kombination aus Kraft, Geschwindigkeit, Reflexen, Beweglichkeit und Ausdauer bekommt man nicht mal eben so nebenher, sondern muss sich diese hart erarbeiten. Dementsprechend sollte das Training euch ordentlich ins Schwitzen und an die Grenze eurer Ausdauer bringen, sonst ist es meiner Meinung nach für den Arsch. Wenn ihr also die Qualität eines Dojos beurteilen wollt, geht am Ende einer Trainingseinheit dort hin und schaut euch die Schüler an. Je fertiger, verschwitzter und zerzauster sie aussehen, desto besser ist der Laden.

Ganz egal was der tolle Coach eures Wochenend-Selbstverteidigungsseminars an der Volkshochschule behauptet: Wenn ihr nicht fit für den Kampf seid, kriegt ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit aufs Maul, wenn’s hart auf hart kommt.
Schauspielvorführungen
Neben schicken Hochglanzplakaten und vollmundigen Werbesprüchen greifen viele Schulen auf eine jahrtausendealte Methode zurück: Demonstrationen. Eine gut gemachte Vorführung ist schließlich die beste Möglichkeit, die Überlegenheit der eigenen Kampfkunst zu demonstrieren, richtig?

Und so begab es sich, dass Dorffeste und Videoplattformen aller Art zu Bühnen für lächerliche Kasperletheater wurden, die viele ahnungslose Menschen in die Irre führen. Das Zerschlagen von Gegenständen mit Sollbruchstelle ist da noch die harmlose Variante. Richtig schlimm wird es bei den inszenierten Kampfsituationen, in denen oft ein Kerl gegen mehrere Angreifer kämpft, die eine verdächtige Affinität zum Boden zu haben scheinen. Noch schlimmer wird es, wenn Waffen im Spiel sind. Für erfahrene Kampfkünstler sind diese Sachen natürlich ein nie versiegender Quell der Unterhaltung und immer wieder einen Lacher wert. Das geht aber letztlich auf Kosten der gänzlich unerfahrenen Zuschauer, die sich von diesen absurden Schauspielereien leicht in die Irre führen lassen. Die meisten dieser Demonstrationen sind definitiv als Augenwischerei zu bezeichnen, viele davon als Betrug und ein erheblicher Teil davon als fahrlässige Körperverletzung.
Messerabwehr
Eines der beliebtesten Themen, mit denen sich die Kampfkünste auseinandersetzen, ist die Verteidigung gegen Messer und andere Waffen. Überraschung, auch hier wird unsäglich viel Flitzekacke verbreitet. Wer Messerstechereien nur aus Filmen und Nachrichten kennt, hat leider auch keinen blassen Schimmer von der Realität und lässt sich entsprechend leicht blenden. Hier mal ein kleiner Realitätscheck für euch alle: Unsere Körper bestehen aus einer dünnen Hautschicht und ordinärem Fleisch darunter. Das nächste Mal, wenn ihr ein Stück Fleisch zubereitet, nehmt also mal ein einigermaßen scharfes Messer und zieht es in einer Schnittbewegung darüber. Nun dürftet ihr grob abschätzen können, wie ihr nach einer Messerattacke aussehen würdet. Wer gerade kein Schnitzel zu Hand hat, hier ein kleiner Spoiler:

Eine der ersten und wichtigsten Regeln beim Umgang mit Messern im Nahkampf lautet you will get cut. Ein kompetenter Trainer vermittelt das seinen Schülern schon gleich zu Beginn und beugt so einer falschen Einschätzung der Gefahr vor. Ganz egal wie gut und fit man in den Kampfkünsten ist, ein Messer stellt immer eine ernstzunehmende Verletzungsgefahr dar. Deshalb hält jeder, der auch nur zwei Gehirnzellen übrig hat, davon Abstand oder versucht der potenziellen Bedrohung möglichst aus dem Wege zu gehen. Dennoch gibt es genug „Großmeister“ und ähnlich Hirnverbrannte, die eine waghalsige Messer-Abwehr nach der anderen demonstrieren und ihre Schüler somit unnötig gefährden. Ich sage es nochmal und gerne immer wieder: Wenn du ein Messer siehst und dich absichtlich auch noch darauf zubewegst, ist das schlicht lebensmüde.

Warum trainieren viele Kampfkünste dann überhaupt Abwehrtechniken gegen Messerangriffe? Tja, shit happens. Manchmal passiert es, dass man von der Waffe überrascht wird oder keine Fluchtmöglichkeit hat. In diesem Fall bietet entsprechendes Training eine ca. 5 % höhere Überlebenschance als gar kein Training, aber wenigstens besser als nichts. Und auch das wird euch jeder kompetente Instruktor so vermitteln. Solltet ihr also einen Trainer sehen, der bei der Demonstration zu locker und selbstbewusst auf euch wirkt, ist er das wahrscheinlich auch.
Bodenkampf

Weil wir gerade schon vollmundig mit Statistiken angefangen haben: 99 % aller Kämpfe enden mit einem oder mehreren Kontrahenten auf dem Boden. Das kann in dreierlei Variationen enden: Die erste und schlimmste wäre, dass ihr bereits ausgeknockt seid, wenn ihr zu Boden geht. Hoffentlich seid ihr gut versichert. Die zweite, fast genauso schlimme ist, dass ihr auf dem Boden landet, beim Aufprall ein paar Schneidezähne verliert und von da an hilflos dessen ausgesetzt sein, das da noch kommen mag. Die dritte Variante gefällt mir aber besser, denn sie beinhaltet einen einigermaßen kontrollierten Fall und die Fortsetzung des Kampfes am Boden oder vom Boden aus. Das erfordert natürlich einiges an zusätzlichem Training und Konditionierung. Umso erschreckender ist, was für eine dampfende Pferdescheiße sich manche Kampfstile ausdenken, um sich diesen Teil des Trainings sparen zu können. Das abenteuerlichste, was ich in dieser Hinsicht erleben durfte, sind die völlig absurden und wertlosen Anti-Takedown-Techniken, die man im Wing Tsun unterrichtet (Takedown bezeichnet eine Technik, die den Gegner zu Boden bringt).
Die haben mit den langsamen Lauchgestalten im Partnertraining schon nicht funktioniert und glaub mir: Wenn dich ein Ringer, Judoka oder Footballspieler mit mehr als drei Monaten Trainingserfahrung auf den Boden bringen möchte, dann tut er das auch. Mittlerweile haben fast alle von uns schonmal einen UFC-Kampf oder Ausschnitte davon gesehen und sollten wissen, dass auch Profisportler einen gut gemeinten Takedown vielleicht in 8 von 10 Fällen aufhalten können. Wenn also ein Maulheld mit vermeintlichem Meistergrad und offensichtlichen Haltungsproblemen mir in diesem Zusammenhang mit seinen Kettenfauststößchen ankommt, kann ich mittlerweile nicht mal mehr darüber lachen. Eine Kampfkunst, die der Selbstverteidigung dienen soll, muss alle Kampfdistanzen und -positionen abdecken. Sätze wie „wir gehen nicht auf den Boden“ sind eine Red Flag und aus so einem Gym könnt ihr euch gleich wieder verpissen.
Gatekeeping
Hier noch ein harter Fakt, der einigen nicht schmecken wird: Sollte deine Kampfkunst die Schüler nach Gürtelfarben oder Schülergraden trennen sowie gewisse Techniken den höheren Rängen vorbehalten, ist sie zur Selbstverteidigung ungeeignet. Ich habe lange genug in diversen traditionellen Kampfkünsten trainiert und habe Verständnis für Graduierungen in diesen Systemen. Kampfkünste wie Judo, Karate und Kung-Fu bestehen nicht nur aus Praxisanwendung, sondern zu einem großen Teil aus Formen (choreografierte Übungen mit und ohne Partner). Deren Komplexität baut auf gewissen Basics auf, die man sich während der niedrigen Grade erarbeitet. Es ist allerdings kein Zufall, dass Kampfkünste, die sich um den realen Vollkontaktkampf drehen, diese Graduierungen nicht oder nur ehrenhalber haben. Im Ringen, Boxen, Thaiboxen, MMA usw. werdet ihr so einen Zirkus jedenfalls eher selten erleben. Da trainieren Vollprofis nicht nur unter sich, sondern auch mit blutjungen Anfängern, denn gute Kämpfer werden nicht dadurch geschmiedet, dass man ihnen irgendetwas vorenthält oder eine Schonzeit gönnt.

Es ist übrigens auch kein Zufall, dass viele moderne Kampfkünste wie WT an einem Graduierungssystem festhalten, denn so manche Schule verlangt für die Gürtel-/Schülergradprüfungen saftige Gebühren. Ein Schelm, wer böses dabei denkt…
Die Hoffnung auf eine Abkürzung
Jeder Kämpfer hat sicher schon mal die Frage aus dem Bekanntenkreis gestellt bekommen: Was mache ich unsportliche/unerfahrene Person, wenn mich jemand angreift? Kein ungewöhnliche oder unberechtigte Frage, aber die Antwort ist leider eher enttäuschend. Entweder läufst du weg oder du bekommst aufs Maul. Natürlich werden viele Auseinandersetzungen von Leuten gewonnen, die keine trainierten Kampfkünstler sind. Das Ziel einer Selbstverteidigungskunst ist es aber nicht, sich durch einen Lucky Punch oder rohe Gewalt aus so einer Situation zu mogeln.

Das kann zwar gut ausgehen, aber hat nichts mit Kontrolle der Situation oder kalkuliertem Risiko zu tun. Gerade das sind jedoch Faktoren, für die Leute jahrelang hart trainieren. Ich vergleiche das auch gerne mit Schwimmen. Der grundlegende Bewegungsablauf ist schnell gelernt; aber um einen See oder Strömungen aller Art zu durchqueren, bedarf es jeder Menge Übung sowie der verfeinerten Technik und körperlichen Ausdauer, die damit zusammenhängen. Ihr werft eure Kinder sicherlich auch ungern gleich in den Rhein, sobald sie ihr Seepferdchen bekommen haben… So nach dem Motto „hier schwimm mal, du kannst es ja jetzt“. Warum machen so viele Trainer das mit ihren zweifelhaft effektiven Wochenendkursen trotzdem? Ja richtig, ich werde jetzt auf den fucking Wochenendkursen rumhacken. Die haben nach einer berüchtigten Silvesternacht eine wahre Renaissance erlebt und sogar respektable Kampfkunstschulen sind auf den Zug mit aufgesprungen. Ich kann jetzt nicht beurteilen, was einzelne Schulen in diesen Wochenendkursen unterrichtet haben, aber die brauchbaren Dojos haben ihren Kundinnen sicherlich klargemacht, dass ein Wochenende nicht reicht, um eine Person ausreichend für Extremsituationen vorzubereiten.

Natürlich ist ein Wochenende besser als überhaupt nichts, aber der Umfang an Training und Vorbereitung ist eben sehr begrenzt. Eine kompetente Schule wird in einem so kurzen Zeitraum die Basics wie Weglaufen, Schreien, Notruf absetzen und improvisierte Waffen mit Rollenspielen und Drills verinnerlichen. Alles andere ist kompletter Hirnriss, was sich aus meinen vorangegangenen Argumenten ergibt. Es ist zudem sehr auffällig, dass viele dieser Wochenendkurse hauptsächlich von Coaches diverser Kampfkünste angeboten werden, die ich persönlich für größtenteils nutzlos erachte. Es geht halt nicht darum, Leute kompetent auszubilden, sondern um mal kurz eine schnelle Mark zu machen; aber das passt ja ganz gut in deren Profil.
Selbstverteidigung ist kein Wellnessprogramm
Wie eigentlich jede Kunst und Sportart ist auch Kampfkunst eine Disziplin, die man sich nicht mal eben zwischendurch aneignen kann. Genau wie Videoschnitt, Fotografie, Acrylmalerei oder Schmiedehandwerk bedarf es hunderter Stunden an Übung, um die Basics zu verinnerlichen und ein nennenswertes Niveau an Können vorzuweisen. Im konkreten Fall der Kampf- und Selbstverteidigungskünste kommt noch ein entscheidender Faktor hinzu und das ist die persönliche Weiterentwicklung. Es verlangt einiges an mentalem Durchhaltevermögen und Disziplin, um seinen Körper durch die Anstrengungen von Drills, Sparrings und harten Trainingseinheiten zu peitschen.

Das Ziel ist nämlich, diesen Körper in den vorstellbar stressigsten Situationen unter Kontrolle zu haben und erlernte Techniken und Taktiken sauber umzusetzen. In einer Zeit, in der viele Leute die Kontrolle über ihre Blase verlieren, wenn jemand was politisch inkorrektes auf Twitter sagt, ist das keine zu unterschätzende Herausforderung. In der realen Welt fragt euch niemand nach eurem Wohlbefinden, wenn er euch ausrauben will. Niemand fragt euch, ob ihr jetzt Bock habt, eure Fallschultechniken anzuwenden, wenn er euch umstößt. Kein Vergewaltiger nimmt Rücksicht auf mangelndes Bodenkampftraining und kein Messerstecher legt seine Waffe weg, weil sein Opfer keine Lust auf die entsprechenden Trainingseinheiten hatte. Wenn ein Mensch die Schwelle zur Gewalttat überschritten hat, ist mit diesem normalerweise nicht mehr vernünftig zu reden. In jedem normal ausgebildeten und sozial konditionierten Gehirn existiert diese Schwelle, die auch den Hauptunterschied zwischen modernen Menschen und wilden Tieren ausmacht. Neuronale Fehlverknüpfungen, Abstumpfung und Alkohol/Drogen lassen diese Schwelle jedoch schnell verschwinden und rücken Gewalttäter wieder auf eine Evolutionsstufe, auf der Mitgefühl und Rücksicht nicht existieren. Wer das Gym betritt, um sich auf den Kampf vorzubereiten, legt seinen Anspruch auf diese Dinge also am besten ab und macht sich an die Arbeit.

Da draußen sägt niemand die Bretter an, die du durchschlagen möchtest.