Boris Palmer hat neulich mit „Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands“ ganz treffend beschrieben, dass Berlin ein wahrlich anderes Pflaster ist, als es der Durchschnittsdeutsche gewohnt ist. Dennoch lieben wir alle unser chronisch pleites und unerträglich hippes Berlin. Sei es auch nur mal für ein Wochenende. Deshalb habe ich hier ein paar heiße Tipps, damit du deinen nächsten Trip in unser Hauptstadtghetto überlebst.
1. Lass deine schicken Klamotten zuhause

Berlin verweigert sich seit Jahrzehnten allgemein anerkannter Modetrends und fährt seine eigene Schiene. In der Praxis heißt das: In den angesagten „Szenevierteln“ laufen alle herum, als hätten sie gerade auf Crack einen Second-Hand Laden ausgeraubt. Der Modebewusste Berliner und die modebewusste Berlinerin tragen seit einigen Jahren schon eine trendige Mischung aus Öko-Hipster, Cracknutte und russischem Straßengangster.
Das färbt natürlich auch auf das Nachtleben ab. Wenn du auf die Idee kommst, mit Hemd und Jackett in einen der angesagten Clubs zu gehen, wirst du wahrscheinlich seltsame Blicke ernten. Und wahrscheinlich nicht mal am Türsteher vorbeikommen.

typische berliner Partymeute
2. Geh nicht ohne Kondome aus dem Haus
Berlin ist unter anderem für seine freizügige Partykultur bekannt. Je nachdem, wo es dich hinzieht, wirst du Leuten auf Drogen begegnen, die wenig bis gar nichts anhaben, Darkrooms, Separées, Kinky Theme Parties und so weiter. Macht einerseits Spaß, anderseits verbreiten sich hier gefährliche Krankheiten wie sonst nirgendwo in Deutschland. Getreu dem Motto „was in Berlin passiert, bleibt nicht in Berlin“. Bevor du also nach einer durchfeierten Nacht an Syphilis oder Hirnhautentzündung stirbst, sorg lieber für die passende Schutzbekleidung.
3. Ja, hat noch offen

Bevor du deiner Süddeutschen Ladenschlusspanik erliegst: Entspann dich. Imbissbuden und Spätis haben auch unter der Woche fast durchgehend geöffnet. Wenn du um 3 Uhr Nachts Bock auf Pizza oder Craftbier hast, hol’s dir einfach. Fun fact: Die Spätis am Ostkreuz werben mit über 100 Biersorten im Sortiment. Da können sich die meisten Getränkemärkte noch eine Scheibe abschneiden.
4. Scheiß auf Airbnb!

Berlin Treptow, 80€ die Nacht via Airbnb
In Berlin ein Dach über dem Kopf zu haben, ist ein kostspieliges Unterfangen. Das zeigt sich besonders in dem bizarren Phänomen, dass ranzige Privatbuden teurer vermietet werden als so mancher 4-Sterne-Hotelpalast. Bevor du also auf die Idee kommst, bei Airbnb für 70€ die Nacht eine verwanzte Strohmatte im Ziegenstall eines Alnatura-Hipsters zu mieten, durchforste erst mal booking.com nach vernünftigen Angeboten.

Berlin Mitte, 80€ die Nacht via booking.com
5. Tagesticket, Baby!

Dickes B lässt sich hervorragend mit öffentlichen Verkehrsmitteln erforschen, die gefühlt alle zwei Sekunden bis tief in die Nacht überall abfahren. Ein Trottel bist du allerdings, wenn du dir einen Einzelfahrschein für €2,80 kaufst. Das Tagesticket kostet bloß €7,70 und lässt sich zur Not noch an irgendwelche Studenten verscherbeln.
6. Deine Klamotten werden stinken
Das Bundesweit erlassene Rauchverbot in Gaststätten wird in Berlin seit je her geflissentlich ignoriert. Nur in einer Hand voll hochkarätiger Cocktailbars und einigen Clubs wird der Erlass konsequent durchgesetzt.

Bereitest du dich also auf ein Partywochenende in Berlin vor, kauf dir ne Flasche Febreze und pack ein paar Extraklamotten ein. Oder lass es sein, wenn du nicht geruchsempfindlich bist. Denn in Berlin scheißt eh jeder darauf, wie du herumläufst.
7. Vergiss den Kurfürstendamm

Oft angepriesen als die Touristenattraktion schlechthin. Aber letztlich ist der Ku-Damm bloß eine weitere Luxus-Einkaufsmeile, wie man sie aus jeder Hauptstadt der Erde kennt. Bloß in hässlich. Wenn du drauf stehst, neureiche Russen und Chinesen beim Kauf von Pelzen und Prada-Schlappen zu beobachten, ist das natürlich der Place to be. Spare dir einfach die Zeit und schaue dir irgendetwas anderes in Berlin an.
8. Komm nicht mit dem Auto.
Nach Berlin mit dem Auto anreisen dauert lange, ist nervig und auch nicht wirklich kostengünstig. In Zeiten von Fernbus, Flixtrain, Sparpreiskalender der Bahn und Billigflügen gibt es keinen Grund, sich das anzutun.

Selbst wenn du nach stundenlangem im-Stau-stehen einen Parkplatz findest: Niemand kann dafür garantieren, dass deine Karre nicht vollgeschissen, angekotzt, abgeschleppt, zerkratzt oder angezündet wird. Lass es einfach bleiben.
9. Behalte Demos im Auge
Da Berlin der Sitz unserer Regierung ist (vergisst man manchmal), kommt es hier regelmäßig zu mehr oder weniger sinnlosen Aufmärschen und Demonstrationen. Sei nicht wie ich und renne an so einem Tag mit einem riesigen Rucksack auf dem Rücken in Richtung Bundestag, weil du kurz davor bist, deinen Zug zu verpassen (der Hauptbahnhof ist sinnvollerweise direkt neben den Regierungsgebäuden). Polizisten finden das nicht so geil. Und du wirst deinen Zug verpassen.