Als Promi eine eigene Spirituosenreihe auf den Markt zu werfen, gehört ja mittlerweile zum guten Ton. Meistens haben die bekannten Persönlichkeiten auf dem Label nicht viel zum Produkt beizusteuern; meist wird die Person oder die Band durch das Lagerhaus eines Großproduzenten geführt, man wählt sich ein paar Fässer aus und dann wird die Brühe mit einem fancy Label versehen und für dicken Aufpreis vermarktet. Im Falle von Heaven’s Door sieht das etwas anders aus. Gegründet wurde die Marke unter anderem von Bob Dylan, welcher zwar nicht die Maische umrührt, aber dafür an vielen anderen Stellen (Labeldesign etc.) aktiv mitwirkt. Beeindrucken lasse ich mich davon jetzt nicht wirklich, denn ich kann mich nicht entsinnen, wann ich das letzte Mal bewusst einen Song von ihm gehört habe. Die Diskussion über seichte Gitarrenmusik für Althippies lasse ich an dieser Stelle jetzt auch lieber weg und widme mich dem Destillat, welches ich nur gekauft habe, weil’s im Sonderangebot war.

Nase

Den Zinken ins Glas gesteckt, wird sofort klar: Ja, es ist Bourbon. Der Heaven’s Door wartet jetzt nicht wirklich mit einem innovativem oder gar beeindruckendem Duftbouquet auf, aber das erwarte ich von Bourbon im Grunde genommen auch nicht. Beim zweiten und dritten Riechversuch kommen dann eine schöne Karamellnote und ein bisschen was Fruchtiges durch. Nicht wirklich komplex, aber sehr voluminös und „satt“, was für die Qualität des Destillats spricht. Wer weiter forscht, wird von der hart zustechenden Alkoholnote zurückgeworfen, was bei 42,5 % vol. nicht ungewöhnlich ist, aber doch ein bisschen auffällt.

Mund

Beim Verkosten fällt sofort auf, dass es sich hier um recht jungen Sprit handelt. Über das genaue Alter habe ich verschiedene Angaben zwischen 6 und 8 Jahren gefunden. Das kann für Bourbon zwar okay sein, aber in diesem Fall fällts wie gesagt schon auf. Die ersten erkennbaren Noten sind wie immer die typische Eichenholz-Karamell-Mischung, die von einem sehr wahrnehmbaren Ethanolbrennen begleitet wird. Nach zwei bis drei weiteren Schlückchen manifestiert sich dann ein bisschen der Geschmack von Amarena-Kirsche im Mund, aber ohne die dazugehörige Süße. Tatsächlich ist der Heaven’s Door recht trocken, was ihn angesichts des jungen Alters etwas schwerer zu trinken macht.

Abgang

Der Nachgeschmack ist meiner Meinung nach die einzige wirkliche Stärke dieses Whiskeys. Am Gaumen hinterlässt er eine angenehme Mischung von Vanille, Karamell, Kirsche und Tanninen. Das ganze wieder ohne nennenswerte Süße, sondern relativ trocken. Die Aromen wirken auf mich auch sehr zweidimensional, was den Abgang trotz seines angenehmen Aromakonstrukts recht eintönig und langweilig wirken lässt. Nicht unangenehm, aber eben langweilig.

Mit Wasser

Die Zugabe von Wasser tut den wenigsten Bourbons einen großen Gefallen und Heaven’s Door bildet hier keine Ausnahme. Der Geruch bekommt einen unvorteilhaften Drall in Richtung Terpentin; der Geschmack wird gefühlt etwas süßer, aber auch wattiger und eintöniger.

Im Cocktail

Man kann aus dem Heaven’s Door Bourbon einen sehr brauchbaren Old Fashioned machen. Die Frage ist allerdings, ob man das auch sollte. Meiner Meinung nach muss eine Spirituose in dieser Preisklasse schon etwas Besonderes beisteuern, wenn man sie in einen Cocktail mixt. Das ist hier aber leider nicht der Fall. Der Heaven’s Door performt im Mix nicht wesentlich besser als ein Bourbon für die Hälfte des Preises und ist deshalb definitiv nicht die erste Wahl für Mixologen.

Fazit

Trotz der eben genannten Preisleistungsschwäche als Cocktailbasis werde ich den Rest dieser Flasche ausschließlich dafür benutzen, weil zum pur trinken für mich irgendwie der Reiz fehlt. Ganz ehrlich, für 20-25 € die Flasche wäre der Heaven’s Door eine solide Empfehlung als Mixing-Bourbon oder meinetwegen als Nebenbei-Schlürfer für Leute, die gerne trockene Bourbons mögen. Für 50 € kann man allerdings auch einfach zwei Liter Buffalo Trace kaufen, welcher in jeder Hinsicht besser abschneidet als Bob Dylans Marketingstunt. Keine Kaufempfehlung.

Wertung: 3 von 5 Sternen

Bewertung: 3 von 5.

Aufschlüsselung des Punktesystems:

0/5: Nicht für den menschlichen Verzehr geeignet
1/5: Pfui Alter, geh weg damit!
2/5: Zum Mischen mit Freeway Cola geeignet
3/5: Not great, not terrible
4/5: Solide, kann man sich zwischendurch mal gönnen
5/5: Herausragendes Geschmackserlebnis, muss man probiert haben!

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..