Bloggen im Jahr 2025 ist hart. Zumindest für mich. Zum einen ist Bloggen eine aussterbende Content-Form, was mich jetzt nicht mit endloser Motivation erfüllt. Auch beruflich und privat war bei mir viel zu viel los, so dass ich am Ende des Tages eher Lust hatte, apathisch vor mich hinzustarren, statt stundenlang irgendwelche Beiträge zu verfassen. Das Jahr 2024 war diesbezüglich ein ganz besonderer Übeltäter, was man vielleicht daran gemerkt hat, dass es in besagtem Jahr keinen musikalischen Rückblick hier zu lesen gab. Aber wem erzähle ich das; niemand in meinem Bekanntenkreis hatte 2024 zum Lieblingsjahr deklariert. Auch 2025 war an sich nicht so geil, vor allem wenn man die Nachrichten etwas verfolgt hat (was ich absolut niemandem mehr empfehlen kann). Dennoch haben 2024 und 2025 eine sehr positive Gemeinsamkeit: Jede Menge geile musikalische Neuveröffentlichungen. Und dieses Jahr habe ich sogar endlich mal wieder die Energie, euch einige davon vorzustellen. Wie immer werden die meisten von euch das meiste Zeug auf dieser Liste kennen. Aber auch wie immer, landet durch meine Liste die ein oder andere gute Empfehlung auf dem richtigen Bildschirm. Außerdem ist diese Liste auch für mich persönlich eine gute Art, meine musikalischen Highlights des Jahres für mich Revue passieren zu lassen. Wie immer ist diese Liste ohne feste Reihenfolge. Musikgeschmack ist immer auch eine Stimmungsfrage und die Stimmung variiert bei mir fast so stark wie Trump’s Aussagen zur Epstein-Liste.
Heretoir – Solastalgia
Heretoir sind meine persönliche Neuentdeckung des Jahres 2024. Die Jahreszahl habt ihr ganz richtig gelesen. Ich bin beim Summer Breeze 2024 mitten in der Nacht zufällig am Auftritt dieser Band vorbeigelaufen und direkt dort hängen geblieben. Stilistisch hängt das Augsburger Quintett in der Ecke von Alcest und Harakiri For The Sky ab. Also voll mein Ding: Atmosphärischer, verträumter Shoegaze/Post Metal mit ein bisschen Black Metal Einfluss und ordentlich Biss. Das ist jetzt kein stilistisches Alleinstellungsmerkmal, aber der Sound spricht einfach für sich. Heretoirs Songwriting ist so ausgereift, kohärent und tight wie man es von extrem erfahrenen und talentierten Musikern nur erwarten kann. Ein Blick auf Encyclopedia Metallum verrät nämlich dann auch, dass die Bandmitglieder schon bei renommierten Gruppen wie Agrypnie, Dornenreich oder Nocte Obducta mitgewirkt haben. Da wundert einen nichts mehr. Jedenfalls landete „Solastalgia“ nach dieser schicksalshaften Nacht auf der Liste der am heißesten erwarteten Alben 2025 und ich wurde nicht enttäuscht. „Solastalgia“ ist ein Meisterwerk atmosphärischer Metalmusik und easy eine meiner Lieblingsveröffentlichungen des Jahres. Wer mit Alcest & Co. etwas anfangen kann, darf sich dieses Goldstück auf keinen Fall entgehen lassen.
Thornhill – Bodies
Von düster-verträumt zu fetzig-progressiv; das gibts nur hier auf meiner Bestenliste. Not to be this guy, aber diese Kerlchen aus Melbourne hab ich schon seit ihrem ersten Album in meiner Bibliothek gespeichert. Wie schon ihre Mitreiter auf der aktuellen Welle großartiger Australischer Metalbands, zeichnen sich Thornhill durch eine mutige Mischung verschiedener Genreelementen aus, aus der extrem fetziger Nu Rock/Metal entsteht. Das ganze klang 2019 jetzt nicht wirklich innovativ oder richtungsweisend, ist seitdem aber enorm gereift. „Bodies“ ist durch und durch energiegeladen, abwechslungsreich, stimmungsvoll und ist zu jedem Zeitpunkt sofort als Thornhill-Werk wiederzuerkennen. Das Jahr war insgesamt reich gesegnet an guten Veröffentlichungen des Genres, unter anderem auch von großen Namen wie Deftones. Ich muss aber ganz ehrlich sagen, dass Thornhill für mich hier eindeutig den ersten Platz einholen. „Bodies“ klingt einfach nochmal ein ganze Stück frischer und energetischer als alles andere, was dieses Jahr herausgekommen ist.
Architects – The Sky, The Earth & All Between
Dass ich ein Architects Fanboy bin ist ja nichts neues und so landet auch dieses Album wieder auf meiner jährlichen Favoritenliste. Obwohl „The Sky, The Earth…“ richtig stark durchstartet, kann es sich im weiteren Verlauf jedoch nicht zu meinem Lieblingsalbum der Band durchmausern. Wie fast jedes Architects-Album (mit Ausnahme von „the classic symptoms…“ ) beinhaltet auch dieses ein paar Gurken, die den musikalischen Flow etwas herunterziehen. Besonders absurd daran ist, dass zwei dieser Gurken in Zusammenarbeit mit Künstlern entstanden sind, die ich an sich aber sehr gut finde (Amira Elfeky und House of Protection). Man muss aber auch anerkennen, dass dieses Album deutlich abwechslungsreicher zusammengesetzt ist als der Vorgänger und somit werden auch mehr Geschmäcker bedient. Man muss ja auch alles ein bisschen positiv sehen, ne? Nichts desto trotz ist „The Sky, The Earth & All Between“ eine richtig starke Veröffentlichung, die meine Heavy Rotation sehr dominiert hat. Nächstes Mal einfach die Features weglassen!
Lorna Shore – If Feel The Everblack Festering Within Me
Deathcore als Genre wurde auch dieses Jahr wieder ordentlich mit vielen guten Alben bereichert, aber auch dieses Mal geht das Krönchen wieder an Lorna Shore. Man könnte der Band jetzt zwar vorwerfen, sich mit “I Feel The Everblack…” zu hart auf einer bewährten Formel auszuruhen; aber was soll man auch groß machen, wenn man seit drei Alben quasi als Genre-Referenz gilt. Und faul war die Truppe mit dem sympathischsten Frontmann ever nun wirklich nicht. “I Feel The Everblack…” ist vollgestopft mit geilen Riffs, macht Spaß durchzuhören und wird niemals eintönig. Ich würds jetzt nicht dem Vorgängeralbum vorziehen, aber ist trotzdem ein echtes Highlight.
Bleed From Within – Zenith
Die schottische Metalcore-Truppe Bleed From Within hatte ich schon abgeschrieben. Nicht so, wie ihr jetzt denkt! Die Jungs haben sich über die Jahre von Album zu Album so sehr gesteigert, dass ich von der aktuellen Scheibe eigentlich nur noch mehr vom üblichen (absolut hervorragenden) Niveau erwartet hatte. Stattdessen legte die Band mit „Zenith“ die Messlatte nochmal ein ganzes Stück nach oben. Der Albumtitel ist quasi Programm, wobei ich eigentlich nicht glaube, dass diese Band ihren Zenith schon erreicht hat. Jedenfalls ist ausnahmslos jeder Song auf diesem Album ein absoluter Banger mit fetten Riffs, eingängigen Melodien und ordentlich Dampf. Und als ganz besonderes Schmankerl gibt’s mit „Hands of Sin“ noch eine überragend gute Zusammenarbeit mit Sylosis, die einer meiner absoluten Lieblingssongs des Jahres ist. Ich kenne nicht viele Bands, die seit über einem Jahrzehnt so konstant abliefern und den Platz unter den besten Metal Alben des Jahres haben sich die Kerle (mal wieder) wahrlich verdient.
Daedric – As The Light Left
Daedric hatte ich schon von Anfang an auf meiner Favoritenliste. Hauptsächlich weil ich einen unglaublichen Crush auf Sängerin Krystin Hope habe. Eines Tages wird sie sicherlich meine Likes unter ihren Instagram-Beiträgen bemerken und mir einen Heiratsantrag stellen… ich weiß es! Bis dahin setze ich all ihre Alben auf meine Bestenlisten, das hilft bestimmt auch. Spaß (hahaha) beiseite: Das erste Album „Mortal“ war ganz okeee aber halt irgendwie noch nicht ausgereift. Auf dem diesjährig erschienenen „Mortal“ entstand jetzt aber endlich der Eindruck einer funktionierenden Band. Das ist natürlich auch ein bisschen untertrieben, sonst wäre das Album natürlich nicht auf der Liste (hahaha). Songwriting und Sound haben hier einen riesigen Sprung nach vorne gemacht, was „Mortal“ zu einer kurzweiligen und perfekt durchhörbaren Sammlung an eingängigen und fetzigen Metal-Hymnen macht. Das Album war im Laufe des Jahres außerdem für sehr viele unheilbare Ohrwürmer verantwortlich, was es automatisch zu einer meine Top-Empfehlungen 2025 macht. Kann ich uneingeschränkt(!) empfehlen.
Unprocessed – Angel
Die Liste ist nicht komplett ohne ein bisschen ultra-progressives Geschrammel und wer macht das bitteschön besser als Unprocessed? Die vier Ausnahmetalente aus Wiesbaden und Umgebung fingen (zumindest für meine Ohren) als einigermaßen hörbarer TesseracT-Abklatsch an, fanden dann mit dem 2022er-Album „Gold“ so richtig ihren eigenen und unverkennbaren Sound, den sie bis heute beibehalten haben. Das hinzubekommen ist heutzutage ja schon eine Leistung; aber dann auch noch so gute Songs zu schreiben grenzt fast schon an illegal. Unprocessed schaffen einen beeindruckenden Spagat zwischen ultra vertrackter Prog-Metal-Wichserei und ohrenschmeichelnden, fast schon poppigen Chorus-Einlagen. Das Ergebnis: Auf den Konzerten stinkts nicht so hart wie auf Gigs ähnlicher Bands und die weiblichen Fans sind durchaus auch schon… äh wo war ich stehengeblieben? Ach ja. „Angel“ ist ein weiteres tolles Album der Band, das die Messlatte zwar nicht höher legt, aber wo soll die auch hin? An Abwechslung und kreativen Einfällen mangelt es hier jedenfalls nicht und mit „Head In The Clouds“ (featuring Fever333) ist außerdem mein persönlicher Prog Songs des Jahres auf der Scheibe. Und jetzt zurück zum Thema hübsche Frauen:
Lacuna Coil – Sleepless Empire
Jeder kennt Lacuna Coil. Seit über 25 Jahren ist diese Band ununterbrochen ein aktiver Teil der Metal Szene und erfreut sich nicht nur wegen Cristina Scabbia großer Beliebtheit. Die Frontfrau der italienischen Gothic Metal Band ist zwar (auch mit ihren 53 Jahren noch!) wirklich ein Augenschmaus; sie kann halt auch wirklich gut singen. Bei dieser Band kann man aber jetzt nicht nur eine Person hervorheben. Ihr Kollege Andrea Ferro sorgt mit seinen Shout- und Gesangseinlagen für einen tollen Kontrast zu Scabbias glockenklarem Gesang, was Lacuna Coils unverkennbaren und dynamischen Sound ausmacht. Der Rest der Band steuert auf „Sleepless Empire“ dicke Gitarrenriffs und mitreißende Rhythmen bei, die das Album zu einem sehr kurzweiligen und mitreißenden Hörerlebnis machen. An sich ist dieses Genre ja super anfällig für Stagnation; umso mehr haben mich Lacuna Coil dieses Jahr mit dieser Veröffentlichung positiv überrascht. „Sleepless Empire“ klingt inspiriert, frisch und abwechslungsreich, als hätte die Band irgendwo einen geheimen Jungbrunnen entdeckt. Absolute Hörempfehlung und Pflichtausstattung für jedes Auto.
Mors Principium Est – Darkness Invisible
Kennt ihr das… Wenn ihr eine Band eigentlich total super findet, es aber nie schafft, ein ganzes Album von denen am Stück durchzuhören? Mors Principium Est waren für mich immer so eine Band. An sich hat mich die Truppe schon immer mit ihren abnormal geilen Gitarrenriffs und den aberwitzig eingängigen Melodeath-Songs begeistert. Aber irgendwas hat immer gefehlt, dieses kleine i-Tüpfelchen, das ein gutes Album großartig macht. Scheint so, als hätten die Finnen es irgendwo hinter ihrer Sauna endlich gefunden, denn „Darkness Invisible“ ist fantastisch. Und zwar in einem schockierenden Ausmaß. Mir ist ohne Scheiß mitten im Zug die Kinnlade runtergeklappt, als ich die ersten paar Sekunden des Eröffnungstracks gehört habe. Bis ich gemerkt habe, dass ich ne trockene Fresse habe, waren dann 49 Minuten vorbei und ich hab 10 der besten Metal Songs ever gehört. Was .Zum. Fick. Richtig gelesen, diese Riesenportion Arschtritt traf mich völlig unerwartet. „Darkness Invisible“ liefert alles, was man an Mors Principium Est mögen kann, aber mit einer Kohärenz und einem Flow, den ich so von dieser Band noch nicht kannte. Dieses Album fetzt von vorne bis hinten, macht riesen Spaß und löst direkt unweigerliches Headbangen aus. Muss man gehört haben.
See you in 2026!
Ich will nicht lügen, ich bin schon ein bisschen Stolz auf mich, dass ich es dieses Jahr noch geschafft habe, einen weiteren Blogartikel fertig zu bekommen. Ich hoffe jedenfalls, dass ihr alle auch mit Stolz und/oder Freude auf den einen oder anderen Moment in 2025 zurückblicken könnt und wünsche euch an dieser Stelle einen guten Start ins nächste Jahr!