Jooo 2023 war echt okay. Nicht perfekt, aber okay. Das Festival- und Konzertleben ging für viele ja im Vorjahr schon los, aber weil ich bei allem (siehe Veröffentlichungsdatum des Artikels) ein krasser Spätzünder bin, hat mich die rasche Zunahme an Lebensqualität regelrecht umgehauen. Passend dazu wurden ein paar echt geile Soundtracks dazu veröffentlicht und meine persönlichen Favoriten davon gebe ich euch hiermit jetzt auf den Weg. Wie immer ohne feste Reihenfolge, wir sind hier schließlich nicht in der Schule. Ich wünsche euch allen einen angenehmen und gesunden Start ins neue Jahr; wir sehen uns im Moshpit.

Sylosis – A Sign Of Things To Come

Es ist schwierig für mich, eine Best-of-Liste ohne Sylosis zu führen, deshalb fange ich damit auch gar nicht an. 2023 kamen Fans endlich wieder in den Genuss von Josh Middleton’s eigentlicher Arbeit: Schnörkelloser, Riff-fokussierter Death-/Thrash Metal. A Sign Of Things To Come wirkt, wie schon die Vorgängeralben, beim ersten Durchlauf etwas sperrig und trocken. Hat man sich dann mal reingehört, findet man wie immer eine große Schatztruhe an raffiniert geschriebenen Songs und geilen Riffs, die einem lange und zu vielen Gelegenheiten Freude bereitet. Sehr gut.

Polaris – Fatalism

Eine der besten aufsteigenden Metal Acts Australiens hat mit Fatalism wohl das bittersüßeste Release des Jahres hingelegt. Der plötzliche Tod des Gitarristen Ryan Siew war für die Band ein harter Schlag, weshalb logischerweise die damals laufende Tour auch abgebrochen wurde. Dem Schicksal zum Trotze zogen Polaris das Release von Fatalism noch durch und landeten damit einen Hit. Das Album wurde von Fans und Presse gleichermaßen gefeiert und konnte sogar Platz eins der australischen Charts erobern. Ich schließe mich dem Hype hier voll und ganz an. Ich mochte Polaris sowieso schon immer und Fatalism ist ein beeindruckendes Showcase für das Talent und die Stärken dieser Band. Ein besseres Denkmal kann sich kein Musiker wünschen; rest in peace, dude.

Orbit Culture – Descent

Orbit Culture haben schnell alle „Trending”-Listen auf allen Musikservices erobert und das ganz zurecht. Ich hatte dem schwedischen Quartett aus Eskjö zunächst nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, da deren Mucke beim ersten durchlauf eher flach und mainstreamig klang; beim zwanzigsten Durchlauf hab ich dann gemerkt, dass ich Descent tatsächlich grad zum zwanzigsten Mal gehört habe und dass es dafür wohl irgendeinen Grund geben muss. Es kann nicht an irgendeinem innovativen Konzept oder frischem Sound liegen, aber trotzdem macht diese Band sowohl auf Album als auch auf der Bühne extrem viel Spaß. Sagen wir einfach, sie wissen was sie tun und somit kann ich Descent guten Gewissens auf diese Liste setzen.

In Flames – Foregone

In Flames hatte in meinem Bekanntenkreis seit Jahren schon keiner mehr gehört gehabt, als die Schweden mit Foregone im die Ecke kamen. Es wäre unfair zu behaupten, In Flames hätten in den letzten 20 Jahren nur schlechte Alben herausgebracht, aber irgendetwas scheinen sie zuletzt wiedergefunden zu haben. Foregone konnte schließlich fast jeden begeistern, der sich das Teil angehört hat und deshalb hat es sich den Platz auf dieser Liste verdient. 

Humanity’s Last Breath – Ashen

Während andere Deathcore Bands auf schnelles Geballer setzen, nehmen Humanity’s Last Breath das Tempo etwas heraus und setzen stattdessen auf möglichst fiese Gitarrenriffs und Grooves, um ihren Songs Härte zu verleihen. Was soll ich sagen, Ashen ist so ziemlich das brutalste und schwerste Album, das ich seit langem gehört hatte. Ungläubig mit dem Kopf schüttelnd, habe ich sofort die Polizei gerufen, denn dieses Maß an Härte ist einfach illegal. Wer diese Schwedentruppe bisher nicht auf dem Schirm hatte, sollte das schleunigst ändern. Lautstärke am besten auf 11 drehen und die Nachbarn darüber informieren, dass ihre irdische Existenz jetzt gleich endet. Definitiv eines meiner Highlights des vergangenen Jahres. 

Insomnium – Anno 1696

Ein zweites Winter’s Gate wird diese Band zwar nicht mehr rausbringen, aber wenn zukünftig alle Veröffentlichungen der Finnen auf dem Niveau von Anno 1696 bleiben, bin ich absolut nicht traurig. Wie schon das gepriesene Winter’s Gate, ist Anno 1696 wieder ein Konzeptalbum, was der Band die Möglichkeit gibt, ihre Stärken voll auszuspielen. Diese sind vor allem das Schaffen einer dichten Atmosphäre durch die Mischung perfekt fließender Melodien, passenden Ambient Sounds und catchy Riffs. Insgesamt ein Album, das man gerne und problemlos am Stück durchhören kann und das auch einfach perfekt zur kalten Jahreszeit passt.

Bury Tomorrow – The Seventh Sun

Ein Alleinstellungsmerkmal dieser Boyband aus Southampton war Jason Camerons Stimme, die im Metal Genre einzigartig ist und auch großen Anteil an der Qualität der Songs hatte. Nachfolgevokalist Tom Prendergast singt zwar auch gut, klingt aber nicht annähernd so markant. Die meisten Bands würden damit in einem tiefen Schlamassel stecken, aber Bury Tomorrow haben das wohl zum Anlass genommen, ihr Songwriting aufzuleveln. The Seventh Sun ist groovig, geht ins Ohr und macht tierisch Laune; vor allem aber wirkt das Album zu keinem Zeitpunkt flach oder gar eintönig! Jeder Track kann hier für sich alleine stehen und für sich überzeugen. Die Band scheint ihren Sound trotz oder vielleicht sogar wegen der Umstrukturierung gefunden zu haben und zeigten sich 2023 auf ihrem bisherigen künstlerischen Höhepunkt. Applaus!

Tesseract – War of Being

Tesseracts letztes Album, Sonder, war ja für mich persönlich so ein bisschen ein Hänger. Größtenteils uninspiriert klingende Songs unterbrochen von Füller-Interludes, die nur Tool in Sachen Unverschämtheit überbieten konnten… Naja. Schlecht wars zwar letztlich nicht, aber ich habe dann doch lieber das alte Zeug gehört (gilt für beide erwähnte Bands). 2023 konnten zumindest Tesseract aber die Enttäuschung wieder ausgleichen, denn War of Being ist ein astreines Epos, wie man es von der Band sonst kannte und auch erwartet hat. Die britischen Progmetaller haben aber nicht zu alter Größe wiedergefunden, sondern sind sogar noch ein Stück gewachsen; oder, viel besser gesagt, gereift. Die Songs sind länger, raffinierter zusammengesetzt und brillieren gleichermaßen durch ungewohnte Härte als auch perfekt eingefügte sphärisch-ruhige Momente. Ein Best of Tesseract quasi, aber ohne irgendwie aufgetaut zu klingen. War of Being war eines meiner musikalischen Highlights 2023; vor allem, weil ich das von dieser Band nicht mehr erwartet hatte.

Distant – Heritage

Okay ihr Ficker, jetzt haben wir genug Popmusik besprochen; back to business. 2023 mussten Deathcore Fans zwar ohne ein Release von Lorna Shore oder Shadow of Intent auskommen, aber das ist nicht schlimm; Distant haben diese Nische nur allzu gerne übernommen. Die Nische, die ich jetzt mal „Halbwegs-Symphonischer-Baller-Deathcore“zurzeit nenne, ist zwar gut gefüllt, aber Heritage war von allen Veröffentlichungen mein Highlight im vergangenen Jahr. Die Songs klingen einfach einen kleinen Ticken fieser als die der Konkurrenz und das Songwriting im Allgemeinen ist hier einfach super kohärent und auf den Punkt gebracht. Im Fitnessstudio hat diese Scheibe zurzeit jedenfalls nur ganz wenig Konkurrenz. Wenn das kein Qualitätsmerkmal ist, weiß ich auch nicht ey…

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